12.4.2017

Die Altparteien und die "Eitelkeit des Guten" - Noch ein Nachtrag zu den bisherigen Ratsdebatten

Für jede historische Epoche gibt es Bilder, die als Zeichen der Geschichte gelten können. Vielleicht sind die Bilder jubelnder Deutscher an Bahnsteigen auf dem Höhepunkt der massenhaften Zuwanderung im September 2015 das Symbol für die innere Verfasstheit einer Gesellschaft, die der „Eitelkeit des Guten“ erlag. Nirgendwo sonst in Europa gab es diese vielfach geradezu hysterische „Willkommenskultur“ in ihrer reinsten Form.

Die Szenerie kann als eine massenpsychologische und -mediale Selbstbegeisterung gedeutet werden, die einem Gefühlsrausch diente, der Politik und Moral in eins gesetzt und jegliche Reflexion und Realitätswahrnehmung verdrängt, ja bei Strafe des sozialen Ausschlusses strikt verboten hat. ... Die wenigen kritischen Stimmen wurden deshalb unisono als menschenfeindlich, ihre Repräsentanten als „Pack“, Rechtspopulisten oder noch Schlimmeres abgewertet.
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Es zeugt von einer grenzenlosen Naivität, zu glauben, man müsse nur genug „Geld in die Hand nehmen“, um Analphabeten und gering Qualifizierte aus Ländern, in denen es weder eine Leistungs- noch eine Arbeitskultur gibt, für den deutschen Arbeitsmarkt „fit“ zu machen.
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War früher der Proletarier die Heilsfigur als Subjekt der Revolution, ist an seine Stelle heute der außereuropäische Migrant als Inkarnation des Erlösers getreten. Er soll unsere Welt „bunt“ machen und alle nationalen und kulturellen Differenzen in eine „universale Menschheit“ verwandeln. Es ist zu vermuten, dass es aber eine weitere historische Enttäuschung bei Linken und Grünen geben wird. Denn der Schutzbefohlene könnte - und tut das bereits fleißig - sich plötzlich als kulturell resistent, frauenfeindlich, homophob, antisemitisch, gewaltbereit, gender-unsensibel und/oder nicht mülltrennend erweisen.
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Die Bedeutung des moralisch Wohlfeilen, die Eitelkeit des Guten, darf bei einer Analyse der seit 2015 stattfindenden Prozesse nicht außer Acht gelassen werden. Dieses Bild stärkte das eigene Ich-Ideal und erlaubte es gleichzeitig, jegliche Kritik pauschal als unmenschliche Haltung zu diffamieren. PEGIDA, AfD, warnende Stimmen, wurden so zum Symbol eines Deutschland, das man endgültig hinter sich gelassen hatte. Das gute Gefühl des moralisch Erhabenen ließ man sich nicht mehr nehmen.
http://www.achgut.com/artikel/willkommenskultur_die_eitelkeit_des_guten